Petition an Fußballkaiser Franz Beckenbauer


19. Januar 2007- Semperoper Dresden: Die Radeberger Brauerei bezeichnet den Dresdner Semperopernball als ihr wichtigstes "Event" für welches sie sich im rahmen von Präsentation und Sponsoring engagieren. Danach dürfte eigentlich schon fast Dynamo kommen.

Wir von Pro RHS hatten anfangs laut nachgedacht, ob der prestigeträchtige Semperopernball als Bühne für den Druck der Straße herhalten könnte. Immerhin: genügend Prominenz, Funk und Fernsehen und vor allem "unsere Herren" aus der Politik sind eine verlockende Bühne für Protestaktionen.

Allerdings auf einem Niveau mit militanten Tierschützern den Menschen, für welche der tanz auf dem Theaterplatz ein Jahreshöhepunkt darstellt, verursachte uns erhebliche Bauchschmerzen. Die Möglichkeit, daß die bisherige öffentliche Sympathie für die Dynamoproteste sich ins Gegenteil verkehren oder solch eine Protestaktion aufgrund wutiger, pöbelnder und/oder angetrunkener "Fans" aus dem Ruder laufen könnte, lag nahe.

Umso besser, daß die Radeberger Brauerei noch größere Bauchschmerzen dabei hatte. Man traf sich also, um zu sehen, wie wir gemeinsam die Kuh vom Eis bekommen konnten. Immerhin wollten wir als Dynamos unserem Verein seinen Hauptsponsor nicht vergrämen.

Radeberger bot an, uns die Aufkleberaktion - die Druckkosten - zu finanzieren und zusammen mit dem Verein (das lief dann über den damaligen Ehrenratsvorsitzenden Horst-Michael Kummer) den Kontakt zum Ehrengast des Opernballs, Franz Beckenbauer, herzustellen und eine Kontaktmöglichkeit vor Ort zu vereinbaren. Ein dezenter Hinweis an den eine Woche später stattfindenden Neujahrsempfang des Sächsischen Ministerpräsidenten als Bühne des Protestes rundete die sache ab. Erstmalig und äußerst gern haben wir uns in dieser Art "kaufen" lassen.

Natürlich begegnet man dem Fußballkaiser nicht mit leeren Händen, wir verfassten einen Brief mit unserem Anliegen und legten für ein individuelles Franz-Beckenbauer-Dynamo-Trikot zusammen...



Pino und Micha mit dem Beckenbauertrikot


Bei der Übergabe in der Semperoper








Offener Brief

Sehr geehrter Herr Beckenbauer,

Dresden besitzt einen weltbekannten Ruf und eine unvergleichliche barocke Silhouette. Kunst und Kultur sind seit Jahrhunderten Merkmal unserer schönen Residenzstadt. Aber auch der Fußball spielt seit Jahrzehnten eine große Rolle. In 98 Europapokalspielen trug die Mannschaft von Dynamo Dresden den Namen unserer Heimatstadt über den gesamten Kontinent. Vereine wie Juventus Turin, der FC Liverpool, AS Rom, Bayern München und viele andere traten zu unvergesslichen sportlichen Begegnungen im Rudolf-Harbig-Stadion an.

Von der Schönheit unserer Stadt werden Sie sich anlässlich Ihres Besuches selbst überzeugen können. Wir freuen uns, dass Ihnen für Ihre Verdienste im Sport der Sächsische Dankorden überreicht wird.

Es gibt für Dynamo Dresden aktuell ein Thema, dass in seiner Tragweite für den Verein zu existentiellen Problemen führen wird. Für den Spielbetrieb in den Profiligen ist ein modernes Stadion notwendig, dass Dresden nicht besitzt.

Im Zuge der Weltmeisterschaft wurden überall in Deutschland neue Sportstätten geschaffen oder renoviert, in denen tausende Fans hautnah das WM-Fieber und ein grandioses Sportereignis erlebten. Überall im ganzen Land fanden rauschende Fußballfeste vor aufgebauten Leinwänden in den Innenstädten statt. An der sächsischen Landeshauptstadt ging diese Form des gemeinschaftlichen Erlebnisses leider vorbei, denn für eine Großbildleinwand fehlte der politische Wille.

Nachdem in Rostock, Leipzig und Magdeburg moderne Stadien gebaut worden sind, zieht sich die Planung und Beauftragung des Stadionneubaus in Dresden seit Jahren in die Länge. Wie wichtig ein neues Stadion für den Fußball in der Stadt und insbesondere für den Verein Dynamo Dresden ist, belegt nicht zuletzt die Tatsache, dass der DFB bzw. die DFL der jetzigen Spielstätte keine erneute Spielgenehmigung für die kommende Saison erteilen wird. Lizenzentzug oder die Austragung von Heimspielen in einer anderen Stadt wären für die schwarz-gelben Anhänger eine unbeschreibliche Tragödie.

Die Faninitiative Pro Rudolf Harbig Stadion hat sich bereits vor vier Jahren dem Thema Stadionneubau angenommen und seitdem die aktuellen Entwicklungen und Entscheidungsprozesse aktiv begleitet. Nun steht ein Projekt des Sportstättenbauers HBM kurz vor dem Start. Politische Befindlichkeiten und für den normalen Bürger nicht nachvollziehbare endlose Prüfungsvorgänge verschleppen den dringend notwendigen Baubeginn seit Monaten. Hier darf man nicht tatenlos zusehen.

Wir möchten Sie deshalb im Namen aller Dynamofans bitten, Ihre Persönlichkeit als „Fußball-Kaiser“ zu nutzen, um während Ihres Aufenthaltes in Dresden dieses Thema bei den Amtsträgern im Land Sachsen bzw. der Stadt Dresden anzusprechen. Es muss den Verantwortlichen deutlich gemacht werden, was es sportlich und auch wirtschaftlich bedeutet, wenn durch weitere Verzögerung und Verhinderung ein derart wichtiges infrastrukturelles Sportprojekt nicht bald realisiert wird.

Wir wünschen Ihnen einen unvergesslichen Aufenthalt in Dresden und bedanken uns für Ihre Unterstützung, in der Hoffnung, dass Ihre Persönlichkeit dem Vorankommen des Stadionprojektes in Dresden förderlich ist.

Mit freundlichen Grüßen
Robert Pohl
Faninitiative Pro-RHS